Mir ging es genauso. Bis 2009 hatte ich ein erfolgreiches Unternehmen: In den Nullerjahren konnten wir eine stetige Umsatz- und Ergebnissteigerung erzielen, im Jahr 2007 feierten wir sogar Umsatzrekorde. Und plötzlich, sozusagen über Nacht, brachen im Januar 2009 unsere Umsätze um ca. 50 % ein. Nicht nur uns ging es so, auch unsere Marktbegleiter hatten mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen.
Wenn die Krise plötzlich kommt
Bis dato hätte ich mir nie vorstellen können, dass es in unserer Branche zu einer derartigen Entwicklung kommen könnte. Die Finanzkrise aus dem Jahr 2007 forderte ihren Tribut, der sich über die Lieferketten bis zu den einzelnen Unternehmen wie ein Tsunami ausbreitete. Zunächst nahm niemand etwas wahr, bis die Krise mit aller Macht zuschlug und in einer riesigen Welle über die Unternehmen hinwegrollte. Da ich keinen Notfallplan in der Tasche hatte, musste ich, neben der Sicherstellung des normalen Geschäfts, einen solchen entwickeln – ein Konzept für Kurzarbeit, einen Sozialplan für Kündigungen, Banken mussten informiert und ein komplettes Rekrutierungskonzept auf die Beine gestellt werden. Zu diesem Zeitpunkt mussten wir davon ausgehen, dass der Einbruch des Marktes langfristig anhält.
Wie sieht es heute aus?
Heute befinden wir uns in einer ganz ähnlichen Situation wie 2009. Zwar gab es 2017 keine Weltfinanzkrise, dennoch bestehen hohe Risiken, dass eine konjunkturelle Entwicklung zu massiven Markteinbrüchen führt – und das schneller als man es sich vorstellen kann. So wie ich mir damals nicht vorstellen konnte, dass es jemals zu einem radikalen Einbruch der Umsatzzahlen kommt, so ist es heute auch für viele Unternehmer undenkbar, mit denen ich spreche. Ein konjunktureller Rückgang in vielen Branchen ist vorauszusehen und die Denke, hier würde genügend Zeit für Reaktionen bleiben, ist vorherrschend. Was aber, wenn nicht?
Vorsorge ist besser als Nachsorge
Nehmen Sie sich einen halben Tag Zeit und überlegen Sie, wie sich ein Umsatzeinbruch auf Ihr Unternehmen auswirkt. Welche Kosten können schnell angepasst werden, welche Effekte hätte ein solcher Einbruch auf Liquidität, Lagerbestände, eigene Verpflichtungen gegenüber Lieferanten usw.? Ziel dabei ist es nicht, sich übermäßig mit einem Notfallplan zu beschäftigen – aber Vorsorge ist besser als Nachsorge. Wenn dieser Plan einmal in der Schublade liegt, kann er bei Bedarf schnell zum Einsatz kommen. Ein Notfallplan besteht neben Szenarien für verschiedene Umsatzentwicklungen auch aus Anpassungsmöglichkeiten im Hinblick auf Kostenstrukturen. Welche sind variabel und können schnell angepasst werden, wie hoch sind die Fixkosten? Des Weiteren geht es um die Mitarbeiter: Welche sind entscheidend und müssen in jedem Fall gehalten werden und wie lässt sich das arbeitsrechtlich umsetzen? Wenn tatsächlich ein Notfall eintritt, benötigen Sie alle Kapazitäten, um die notwendigen Maßnahmen umzusetzen, um Kundenbeziehungen und Aufträge zu sichern und um den eigenen Mitarbeitern, Gesellschaftern und Geschäftspartnern Sicherheit zu vermitteln. Wenn vorher kein entsprechender Notfallplan entwickelt wurde, können diese Aufgaben wertvolle zeitliche und ggf. finanzielle Ressourcen blockieren. Sind Sie vorbereitet?